Hallo alle zusammen,

10. Mai 2017

jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zum Ironman Lanzarote und ich wollte euch kurz berichten, wie der Stand der Dinge ist. Die letzten Monate waren nicht einfach. Die ständig wechselnde berufliche Situation hat mir schwer zu schaffen gemacht und das Privatleben und das Training beeinflusst. Besonders die ungeplante Veränderung Ende Februar hatte große Auswirkungen. Mein Trainer hatte arge Schwierigkeiten mich zu motivieren und ich hatte nur selten den Kopf richtig frei. Erst Mitte März fand ich zu alter Stärke zurück. Der Plan wurde stetig angepasst und Trainingserfolge stellten sich so langsam ein. Ich wäre aber nicht ich, wenn nicht irgendwas passieren würde, dass alles wieder durcheinander bringt. Vor ein paar Wochen ging es los mit Schmerzen am linken Wadenbein. Erste Diagnose  - Überlastung. Schnell stellte sich aber raus, dass es eine Knochenhautentzündung sein soll. Ich glaube da aber nicht so recht dran. Egal was es ist, Laufen ist sehr schmerzhaft damit. Durch die Fehlhaltung und das Entlasten des linken Beines kam es nun vor zwei Wochen zum Supergau im rechten Bein. Erst dachte ich an eine Zerrung. Doch die Wade schwoll stark anund auch hier war schnell klar das es mehr ist. Es gibt nur drei Möglichkeiten. Entweder ist es eine Lymphstauung, eine geplatzte Zyste in der Kniekehle oder ein Muskelfaserriss. Keine der Möglichkeiten ist besser als die andere. Für eine gewissheitbringende Diagnostik fehlt mir nun die Zeit. Laufen ist in den letzten Wochen nicht mehr möglich gewesen. Beim Radfahren und Schwimmen beeinträchtigt mich die Verletzung kaum. Nun heißt es mit Lymphdrainage, Massage und Kompression die Waden bis zum 20. Mai irgendwie fit zu machen. Die Therapie schlägt so langsam an und ich schöpfe wieder Zuversicht. Ein Finish ist vielleicht doch möglich. Ich weiß das ich Unmögliches möglich machen kann. Das habe ich ja 2015 schon bewiesen. Nun sitze ich hier und höre "Ich hör nicht auf" von Tim Bendzko und stelle fest das das mein Song ist im Moment. Meine Familie steht hinter mir, motiviert mich und dafür bin ich Ihnen sehr sehr dankbar.

 

IRONMAN Kalmar - dabei ist alles !!!

Montag, 10.08.2015

Es geht los!

Der Wecker klingelt zu früh für Urlaub. Ich habe geschlafen wie immer. Noch keinerlei Aufregung in Sicht. Erstmal den Anhänger beladen und die letzten Sachen zusammen packen. Ich hätte ja gern den Wohnwagen zum Beladen vor der Tür gehabt, aber manchmal geht es nicht nach mir. Ich bekomme schlechte Laune. Die verfliegt aber schnell als wir dann endlich auf der Autobahn Richtung Rostock sind. Überpünktlich kommen wir am Überseehafen an. Das Einchecken geht reibungslos. Jette hat noch

eine Kabine gebucht ohne mir etwas zu sagen. Das ist schön. Wir haben unsere Ruhe und können die Überfahrt genießen. 21:18 Uhr in Trelleborg angekommen fahren wir weiter Richtung Kalmar. Mal sehen wie weit wir kommen. Letztendlich fahren wir durch bis zum Campingplatz. 2:30 Uhr in der Nacht sind wir endlich da. Schnauze voll! WoWa parken, aufbocken und pennen. Bis morgen.

 

Dienstag, 11.08.2015

Nach wenig Schlaf wachen wir auf und haben erst mal Orientierungsschwierigkeiten. Wir erfahren, dass wir erst 13:00 Uhr einchecken und unseren Stellplatz beziehen können. Na toll! Erst einmal frühstücken und dann warten. Zum Abkoppeln und in die Stadt fahren hab ich keine Lust. "Lass uns das morgen machen!" Also entscheiden wir uns noch mal zu schlafen. War ja auch eine so kurz Nacht. Endlich ist es 13:00 Uhr!! Jetzt den Platz für die nächsten Tage einrichten. Der Stellplatz liegt am Rand des Campingplatzes. Eine tolle Aussicht auf die Ölandbrücke erwartet uns. Wundervoll. jetzt in Ruhe alle Sachen auspacken und einräumen. Das geht schneller als gedacht und ich entscheide mich nachmittags dann doch noch eine Trainingsrunde mit Wasabi Richtung Kalmar zu machen. Viele Triathleten sind unterwegs. Ich treffe einen Niederländer, der in die selbe Richtung unterwegs ist und wir quatschen ein bisschen. In Kalmar`s Innenstadt sehe ich zum ersten Mal die Wechselzone und den Wasserausstieg. So langsam kommt doch die Aufregung!

 

Mittwoch, 12.08.2015

Die Nacht war gut. Ich habe ruhig und tief geschlafen. Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Es ist ruhig auf dem Campingplatz. Die meisten schlafen noch. So ist es schön. In Ruhe frühstücken, den Morgen genießen. Heute haben wir viel vor. Also rein ins Auto und ab nach Kalmar. Der erste Kampfauftrag: Autogas tanken. Es gibt nur eine Gastankstelle in ganz Kalmar. Autogas ist hier nicht weit verbreitet. Zuhause haben wir uns noch im Internet die Tankstelle raus gesucht. Der Versuch die Koordinaten oder die Adresse ins Navi einzugeben scheitern. Also Karte raus und irgendwie so da hinkommen. Nach mehreren Anläufen und einer gefühlten Ewigkeit haben wir sie doch endlich gefunden. Eine kleine Hütte mit Minischild! Das Auto betankt, erste Aufgabe erfüllt. Die nächste Sache: Grillfleisch einkaufen und Geld holen! Richtung Kalmar sehen wir ein großes Einkaufszentrum. GiraffenKöp-Center - also anhalten und rein. Wir finden so etwas wie "Kaufland" vor. Grillfleisch kaufen, kein Problem. Geldautomat auch gefunden. Aufgaben schneller als gedacht erfüllt. Blick zur Uhr – Mittagszeit. Hunger !!! Im Center gibt es mehrere Möglichkeiten etwas zu essen. Hotdog wie bei IKEA – da muss ich ja 5 Stück essen um satt zu werden. Ein kleiner Verkaufsstand mit warmen Speisen fällt uns ins Auge. Sieht gut aus! Keine Ahnung was es ist und wie es heißt, aber das holen wir uns. 2x das da Bitte. Klappt doch. 3 Klöße mit irgendeiner Füllung, eine helle Soße mit Marmelade dazu. Mal sehe ob man das essen kann. Lecker!!!! Die Füllung ist mit Speck und Nelken, die Soße eine Art Sahne, die Marmelade mit Preiselbeeren glaube ich. Dazu kann man sich Salat  nehmen und ein Glas  Milch, dass  wir erst hinterher  mit kriegen. Satt  und  zufrieden verlassen wir das

Center. Wir kommen zurecht. 14:00 Uhr zur Registrierung und die Expo besuchen. Viele tolle Ironman Klamotten gibt es hier zu kaufen. Ein paar Sachen nehmen wir mit. Ein geiles T-Shirt mit den Namen aller Starter, die Das Ironman-M bilden. Mein Name ist auch dabei!!!! Gekauft!!! Fertig mit Amelden und Shoppen. Letzter Punkt: Schwimmstart angucken und ein Blick auf die Schwimmstrecke zur Orientierung. Wieder wie so oft an diesem Tag – Gänsehaut. Es ist alles soooo aufregend. Mit dem Auto fahren wir zurück zum Campingplatz. Jetzt Laufklamotten anziehen und noch mal 45 Min locker Laufen. Hinterher baue ich den Grill zusammen und das im Einkaufcenter selbst „gejagte“ Fleisch wird gegrillt. Ein langer und aufregender Tag neigt sich dem Ende. Viele Eindrücke und Emotionen hab ich heute gesammelt. Es kribbbelt und brodelt in mir. Nur noch wenige Tage. Das wird mir immer bewusster. Müde und zufrieden schlafe ich tief und fest in Jette´s Armen ein.

 

Donnerstag, 13.08.2015

Wieder klingelt der Wecker so früh, aber das ist o.K.. Erstmal wieder in Ruhe frühstücken. Heute haben wir nicht viel vor. Nach dem Frühstück wird erst mal an Wasabi gebaut. Neue Faltreifen von Conti müssen montiert werden. Die Alten sind porös und haben kleine Risse. Ich will kein Risiko eingehen. Danach noch mal den Neo kontrollieren. Hier werden mit dem extra mitgebrachten Kleber kleine Stellen ausgebessert. Anschließend Schwimmtraining (ohne Neo) am Strand des Campingplatzes. Es ist sehr windig und wir haben ordentliche Wellen. Ich kämpfe mich durch und schwimme wieder 1,25km in 30 Min. Wenn ich am Samstag auch so schwimmen kann ist alles im Lot. Hinterher gibt es noch Mecker vom Campingplatzchef, weil ich bei den Wellen und den vielen Surfern und Booten so weit raus geschwommen bin. Aber ich muss doch trainieren! Kinderschwimmen ist am Ufer! Zum Mittag gibt es Nudeln. Es ist schön das Jette als mein Support-Team dabei ist. Nach einem langen, ruhigen Mittagsschlaf geht es dann abends noch zur Wettkampfbesprechung und anschließendem Begrüßungsbankett. Wir verfahren uns erst einmal wieder, finden dann aber die Tennishalle rechtzeitig. Eine sehr schöne Begrüßungsveranstaltung. Der Moderator erzählt was über die Wettkampfregeln und macht Witze zwischendurch. Ich versteh nur die Hälfte. Mein Englisch ist wirklich grottenschlecht. Da muss ich mal was machen!! Das anschließende Essen kommt aus der Plastikschale, schmeckt aber sehr lecker. Nudeln, was sonst. Zurück auf dem Campingplatz wird noch ein bisschen bei Facebook und WhatsApp geschrieben. Jette geht irgendwann ins Bett. Ich bleibe noch ein bisschen auf und gucke am Laptop die Olsenbande. Nach der Hälfte des Filmes geh aber auch ich Schlafen.

Freitag, 14.08.2015

Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder frühes Aufstehen, aber das bin ich ja schon gewohnt. Das Frühstück ist wie immer lecker und ausreichend. Echt viel Wind heute. Wir müssen die Markise vom WoWa einkurbeln. Nach dem Frühstück werden die Racebeutel gepackt und 5x kontrolliert! Riegel präparieren und an Wasabi befestigen. Mittags dann die letzten Trainingseinheiten vor dem Ironman. 30 Min Rad und anschließend 10 Min Laufen. Ich fühle mich gut. Alles passt perfekt. Nochmal alle Beutel 2x kontrollieren und dann ab zum Bike-Check-In. Rein in die Wechselzone, Bikeplatz suchen und finden, Beutel an die entsprechenden Haken hängen. Mehrmals laufe ich die Wege vom Schwimmausstieg über das Wechselzelt zum Rad und vom Rad zum Laufbeginn ab. Orientierungspunkte suchen, alles einprägen. Irgendwie sehr wenig Nervosität heute. 2013 beim XL war das deutlich schlimmer. Wasabi eine gute Nacht gewünscht, Tüte drüber und wieder zurück zum Campingplatz. Wir stellen fest, dass uns in den letzten Tagen nicht langweilig geworden ist. Ständig sind wir unterwegs oder bereiten etwas vor. Essen, Essen, Essen!!! Speicher auffüllen für morgen. Wie immer – Nudeln. Das Beste was geht. Als Letztes bereiten wir noch das Frühstück vor und kleben die Tapes von Janin neu. Der Tag neigt sich dem Ende. Morgen ist es endlich so weit. Hoffentlich kann ich schlafen.

Samstag, 15.08.2015 - Raceday

Der Tag auf den Alles ausgelegt war. Die erste Hälfte der Nacht hab ich ganz gut geschlafen. Dann plötzlich war ich wach und konnte nicht wieder einschlafen. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut. Wollte es auch gar nicht wissen. Tausend Sachen gingen mir durch den Kopf. Hab ich an Alles gedacht? Ist Alles vorbereitet? Werde ich es schaffen? Werde ich selber mit dem Ergebnis zufrieden sein? Wird die Schulter überhaupt halten oder ist schon beim Schwimmen Schluss? Fragen über Fragen. Irgendwann bin ich dann wieder ein bisschen weggedöst. Der Wecker klingelt. Sofort bin ich hell wach. Es ist 2:37 Uhr. Ich geh ins Waschhaus. Jette kümmert sich ums Frühstück. Es gibt Toast mit Nutella, frischen Kaffee und einen Pancake. Ich will meine Vorstartmusik hören. Jette mault: „Nicht so laut, nebenan schlafen alle noch!“ Ich also über Ohrhörer und schön laut. Soll mich ja in Racestimmung bringen. Jette fragt was. Ich verstehe natürlich kein Wort. Ohrhörer raus – Die ganze Stimmung im Arsch. Das fängt ja gut an. Die letzten Handgriffe sind schnell gemacht. Radflaschen füllen, Einteiler usw. anziehen und alles noch mal im Kopf durchspielen. Soweit alles klar. Wir setzten uns ins Auto und fahren nach Kalmar-City. Wir wollten extra früh da sein um noch einen guten Parkplatz zu bekommen. Der Plan ging schon mal voll auf. Ich gehe in die Wechselzone, Jette wartet am Zaun auf mich. Guten Morgen Wasabi. Auch so Scheiße geschlafen wie ich? Auch hier sind die letzten Vorbereitungen schnell gemacht. Luft aufpumpen, Radcomputer ran stecken und nullen, Trinkflaschen ans Rad. Als Letztes noch Helm, Startnummer und Brille an den Lenker hängen und fertig. Ich kontrolliere noch mal die Racebeutel und geh die Wege noch mal ab. Alles klar. Auf zum Schwimmstart. Meine Stimmung wird bedrückend. Zweifel machen sich breit. Überall um mich herum Triathleten in bester Laune. Ich voller Angst. Wird die Schulter halten? Werde ich mit den wenigen Wochen intensiven Trainings eine vernünftige Leistung abrufen können, oder verglühe ich gar am Ende vom Marathon? Mir kommen die Tränen. Am liebsten würde ich mich umdrehen und gehen. Scheiß drauf. Warum eigentlich? Und dann fällt mir wieder die Antwort dazu ein. Weil du es kannst!! Komm!! Du hast so lange dafür trainiert, daraufhin gearbeitet. Jetzt geh da raus und hol dir deinen Lohn ab. Denk an deinen Plan. Schwimme ganz vorsichtig und der Rest geht von Allein. Culture Candella – Von Allein. Nun hab ich sie wieder im Ohr, meine Vorstartmusik. Der Start ist ein rollender Start. Ich habe mich in der Schlange bei 1:45h eingereiht. Dann endlich geht es los. 7:00 Uhr. Das Feld setzt sich in Bewegung. Ab jetzt 15 Min, dann musst du im Wasser sein sonst bist du gleich raus. Um 7:11 Uhr erreiche ich das Wasser und reihe mich an der rechten Treppe ein. Wenn ich Rechts bleibe ist meine Schulter ein wenig vor den Rangeleien geschützt. Ich steige ins Wasser und von diesem Augenblick an sind alle Zweifel weggewischt. Kampfschweinmodus ist auf On. Der Anfang im Hafenbecken ist unspektakulär. Das Feld ist noch dicht zusammen. Alle keulen los. Obwohl ich mich ganz rechts halte, bekomme ich zwei, drei Tritte an die Schulter, die ich aber ganz gut abfangen kann. Wir verlassen das Hafenbecken und schwimmen auf die offene Ostsee. Hier packt viele das blanke Entsetzen. Hohe Welle, mächtiger Wind und dadurch ordentlich Strömung. Mein Glück das ich schon reichlich Openwater-Erfahrung in der Ostsee gesammelt habe. Auch bei solchen Wellen. Bis zur ersten Boje kommen die Wellen direkt von vorn. Wir biegen ab und nun haben wir sie von rechts! Die einzige Seite zu der ich nach der Schulterverletzung beim Kraulen atmen kann. Also muss ich Brust schwimmen. Geht mit der Schulter sowieso besser, denke ich. Ich sehe viele Schwimmer die mit den Wellen überfordert sind. Viele schwimmen wie ich Brust. Manche müssen sich erstmal an ein Boot klammern. An der nächsten Boje angekommen haben wir die Wellen kurz von hinten, bevor wir ein weiteres Mal abbiegen. Nun kommen die Wellen von links. Sie sind mittlerweile so hoch, das man sich sehr schlecht orientieren kann. Ich versuche es im Wechsel mit Kraulen und Brustschwimmen. Dabei merke ich nicht, dass der Wind, die Wellen und die Strömung mich immer weiter Richtung Wellenbrecher drücken. Plötzlich Kajaks neben mir die hektisch nach links winken. Da auch schon der erste Kontakt. Mit der Hand und dem Fuß komme ich unter Wasser an einen großen Stein. Jetzt wird es gefährlich. Ich versuche mich neu zu orientieren, kann aber weit und breit keine rote Boje sehen. Wieder der Mann mit dem Kajak, der weit nach links zeigt. Und dann sehe ich sie im Gegenlicht, die rote Boje. Direkt links von mir, ca. 80-90m entfernt. Also Richtungswechsel, wieder gegen die Wellen anschwimmen. Einige Schwimmer folgen mir, andere schwimmen einfach weiter. Ich erreiche die rote Boje. Von hier ab geht es wieder Richtung Hafenbecken. Die Wellen werden wieder flacher und ich kann wieder gut im Wechsel schwimmen. Da ich mir die Strecke in den letzten Tagen schon angesehen habe, weiß ich, dass es jetzt nicht mehr weit ist. Wenn die Schulter weiterhin hält dürfte ich es also doch vor der Cut-Off-Zeit schaffen. Kurzer Blick zurück. Noch viele Schwimmer hinter mir. Das sieht gut aus. Ich erreiche den Schwimmausstieg und das erste Glücksgefühl überkommt mich. Gänsehaut kann man im Neo nicht so gut spüren. Ab in T1, Wasabi wartet schon auf ihren Einsatz. Der Wechsel klappt gut. Vielleicht ein bisschen zu lang, aber egal. Ich schnappe mir mein Rad und ab geht die wilde Fahrt. Um es mit Clau Di’s Worten zu sagen: Ich fühle mich unerwartet großartig. Die ersten Kilometer erst mal antesten was die Beine sagen. Bin ja viel Brust geschwommen und hab dadurch möglicher Weise viele Körner verbraucht. Doch gleich von Anfang an kann ich Druck machen. Ich fühle mich gut und von Krämpfen keine Spur. Kette rechts und Feuerwerk. Ich bin permanent am Überholen. Sammele den Einen nach dem Anderen ein. Auf der Ölandbrücke dann das was zu erwarten war nach dem Schwimmen. Wind, Wind und noch mehr Wind. Ich arbeite mich mit 17km/h voran und überhole dabei trotzdem noch ununterbrochen. Wenn ich Eines auf Lanzarote gelernt habe, dann ist es Radfahren im Gegenwind. Danke Leute für diese geile Vorbereitung. Auf Öland ist die Strecke platt wie eine Flunder, doch der Wind bläst erbarmungslos. Mir geht es prima. Ich habe meinen Rhythmus gefunden und auch mit der Ernährung funktioniert es super. An einer Bodenwelle (Geschwindigkeitsbegrenzer in einer Ortschaft) verliere ich eine meiner Radflaschen. Nur doof das in diesem Augenblick ein Motorrad mit einem Marshall genau hinter mit fährt. Ich halte an und sammele meine Flasche wieder ein. Ich will ja keine Zeitstrafe kassieren. Prima! Flasche kaputt. Die Hälfte ist ausgelaufen. Den Rest in die Aerobootle und weiter geht’s. An der nächsten Verpflegungsstation werde ich sie entsorgen. Nur sehr selten werde ich mal überholt. Meistens überhole ich und das macht riesen Spaß. Manchmal fahre ich mit 15-17 km/h gegen den Wind. Auf anderen Teilen der Strecke wieder mit über 40Km/h. Es gleicht sich aus und so vergehen die ersten 110 km wie im Flug. Zurück auf der Ölandbrücke habe ich den Wind im Rücken und fliege mit knapp 60km/h an den Anderen vorbei. Plötzlich auf gleicher Höhe ein Auto mit Wohnanhänger. Die ganze Familie im Auto grinst und winkt mir zu. Der Fahrer reckt den Daumen in die Höhe, kurbelt die Scheibe runter und ruft mir was auf Schwedisch zu. Ich nicke nur, winke zurück und zeige ebenfalls den Daumen nach oben. Der Tacho zeigt 62km/h. einfach nur geil. Zurück in Kalmar sehe ich kurz Jeannette, die meinen Namen ruft und hektisch winkt. Auf zur 2. Runde. 56km rund um Kalmar. Teile der Strecke kenne ich schon, weil ich sie in den letzten Tagen schon mal im Training abgefahren bin. Trotzdem zieht es sich wie Kaugummi und ich spüre so langsam die vielen Kilometer in den Beinen. „sei ein schlauer Triathlet“ schreibt Felix immer. Ich nehme ein bisschen das Tempo raus und versuche mich zu entspannen. Du musst ja noch ein bisschen Laufen, denke ich. Bei Kilometer 150 weiß ich das es jetzt Richtung Heimat geht. Gleich ist der Radteil erledigt. Auf den letzten 3 Kilometern hab ich nur noch Gänsehaut. Hunderte von Zuschauern stehen an der Strecke, jubeln, klatschen, klingeln mit großen Glocken und rufen Heyja, Heyja, Heyja. Ein phantastisches Gefühl. Da, die Wechselzone! Runter vom Rad, abstellen das Teil und erst dann den Helm runter. Alles geht reibungslos. Wie auswendig gelernt. Automatismus!! Ich finde meinen Wechselbeutel sofort und laufe ins Wechselzelt. Schuhe an, Mütze auf und ab zur nächsten Runde. Let’s get ready to rumble!!! Es sind doch nur 3 Runden, denke ich. Das schaffst du auch noch. Die ersten Meter gehen schwer, doch die Beine fühlen sich trotzdem erstaunlich gut an. Wieder die Gedanken an Felix Worte: „mach nicht so schnell am Anfang“. Ich schaue auf die Garmin und sehe 5:15 Min/km. Verdammt!! Sofort nehme ich Tempo raus. Ich finde meinen Rhythmus und versuche die erste Runde, also 14km, in einem knappen 6er Schnitt zu Laufen. Die Atmosphäre ist einfach nur der Hammer. Bei keinem meiner Wettkämpfe habe ich jemals so viele Zuschauer gesehen. Besonders die ersten 2 km in der Innenstadt von Kalmar sind der Wahnsinn. Hunderte, nein Tausende von Menschen säumen die engen Gassen und klatschen, rufen, schreien und feuern an. Ständig höre ich meinen Namen und die Leute wollen mich abklatschen. Was für ein Rennen. Wieder schießen mir die Tränen in die Augen. Diesmal aber vor Freude. Ich komme an der Finishline vorbei und sehe gerade den Einlauf des Siegers. 8:08h steht auf der Anzeigetafel. Auch hier hunderte von Zuschauern die eine riesen Party feiern. Applaudierend laufe ich vorbei. Respekt!! So schnell wäre ich auch gern. Alle drei bis vier Kilometer kommt ein Verpflegungspunkt und ich nehme Cola, Energiedrink und Wasser. Für alle Fälle hab ich noch 3 Gels in der Tasche vom Einteiler. Ich verlasse Kalmar in Richtung Norden, auf den längsten Teil der Laufrunde. Überall immer wieder Ansammlungen von Zuschauern mit Glocken, Tröten und Rasseln. Die Sonne brennt. Es ist ziemlich warm, doch die Einheimischen sorgen mit Duschen und Wasserschläuchen für Abkühlung. Mit einem lauten „Tak“ nehme ich jede Möglichkeit dankend an. So vergeht die erste Laufrunde und ich bin eins fix drei wieder in der Stadt. Am Kontrollpunkt teilt sich die Laufstrecke in drei Gassen. Schilder weisen den Weg. Erste Runde ganz links, zweite Runde in der Mitte und dritte Runde nach rechts. Ich ordne mich links ein und kassiere meinen ersten Zopfgummi. Die Zuschauer feiern und die Stimmung kocht. Wieder fange ich an zu heulen. Nur noch 2 Runden. Wieder sehe ich Jette am Absperrzaun. Sie ruft und fotografiert. Ich grinse breit übers ganze Gesicht. Die zwei Kilometer in der Innenstadt gehen bei dem Jubel wieder schnell vorbei und ich bin wieder auf dem Weg nach Norden. Bauchschmerzen überkommen mich. Mist denke ich. Doch irgendwas nicht vertragen? An der nächsten Aidstation nehme ich nur Wasser, in der Hoffnung, dass sich mein Zustand dadurch bessert. Aber nix da. Die Bauchkrämpfe werden schlimmer. An der darauf folgenden Station mache ich halt und besuche ein Dixie. Was hier passiert lasse ich in meinen Ausführungen mal aus. Gekotzt hab ich auf jeden Fall nicht! Danach geht es mir deutlich besser. 7 Minuten verloren, aber das ist mir mittlerweile egal. Ich überhole immer mehr Athleten die bereits am Gehen sind. Ich entscheide mich dafür das Tempo nicht zu forcieren sondern meinen Rhythmus bei zu behalten. Felix hat mir prophezeit, dass ich am Ende wohl gehen muss, weil mir wichtige Schlüsseleinheiten im Training fehlen. Diesen Gefallen will ich ihm nicht tun. Er soll nicht Recht behalten. Wieder der Kontrollpunkt und ich laufen durch die Mitte. Das zweite Band an meinem Arm. Nur noch eine Runde. Nur noch 14 Kilometer. Der zweitschwerste Teil des ganzen Tages. Durch die Innenstadt geht es noch ganz gut, aber draußen merke ich dann doch langsam die Anstrengung, die Müdigkeit und den Drang mal ein Stück zu gehen. Nix da !!! Weiter, Weiter, Weiter. Du läufst das Ding durch!! Ich gucke auf die Uhr. 6:30iger Zeiten. Das ist doch noch ok. Dann kommt wieder der nördlichste Punkt der Laufstrecke und ich weiß: „Ab jetzt geht es Richtung Finishline. Du rockst das Ding. Jetzt kann dir nichts mehr passieren. Jetzt hol ich mir meine Medaille und den legendären Satz. Am Kontrollpunkt nehme ich die Gasse ganz rechts. Zeitgleich laufen Zwei ganz links durch. Mich fröstelt es ganz kurz. Die Armen müssen noch zwei Runden. 3 bunte Bänder an meinem Handgelenk. Ich heule wieder. Der Einlauf in die Innenstadt ist ein einziger Schauer von Emotionen. Ich zeige ständig auf meine 3 bunten Gummis und die Massen toben und jubeln, schreien meinen Namen, klopfen mir auf die Schultern oder klatschen mich ab. Jetzt hinterher stelle ich fest, dass diese 2 Kilometer tausend Mal schöner und emotionaler waren als der eigentliche Zieleinlauf. Ich nehme die Sonnenbrille ab, damit die Kameras mein Strahlen in den Augen und die Tränen besser sehen können. Da kommt er, der rote Teppich, der Zielbogen mit dem Ironmanschriftzug und der Anzeige. Die Massen feiern. Der Moderator kündigt den nächsten Sportler an. „Steffen from Germany“. Er meint mich?! Ich deute mit beiden Händen auf meine Startnummer. Das Zeichen für den Moderator das ich unbedingt diesen Satz hören möchte. Das hat er im Racebriefing extra erklärt!!! Ich laufe an ihm vorbei und wir klatschen ab. Ich reiße die Arme in die Luft und höre den Sprecher sagen: „ Steffen, you are an Ironman!!!“. Ich laufen durch den Bogen, über die Finishline, schreie ganz laut und breche ein weiteres Mal in Tränen aus. Ich lasse mich auf die Knie fallen und weine ohne Hämmungen. Ich habe es geschafft. Ich bin ein Ironman und Nichts und Niemand hat mich davon abgehalten. Ich bekomme meine Medallie umgehangen und man begleitet mich in den Athletengarten, wo es Essen gibt, die Möglichkeit zu Duschen, Massagen und noch vieles Mehr. Ich sehe Jeannette links am Rand stehen und wir fallen uns in die Arme. Ich sehe, sie ist sehr stolz auf mich, dass ich es geschafft habe.

Wie die Zeit vergeht !!

08.08.2015

Hallo ihr Lieben da draußen,

die Überschrift sagt ja schon Alles. Die Zeit vergeht rasend schnell. Vor knapp einem Jahr schrieb ich hier, daß ich mich für den IM Schweden angemeldet habe. Nun ist es nur noch knapp eine Wochen bis zum Start. Ich wollte euch berichten wie mein Training bis dahin läuft und wie "der Weg nach Hawaii" weiter geht. Es ist viel passiert und doch irgendwie Nichts. Wenn ich Zeit hatte etwas zu schreiben, hatte ich keine Lust, keinen Antrieb. Wenn ich Lust hatte zu schreiben, hatte ich keine Zeit. Aber lasst mich wieder Mal von ganz vorn anfangen.

Nach der Anmeldung war ich motiviert, fing an zu trainieren und wollte mit Manfred (ihr erinnert euch - mein Freund und Trainer) Pläne schmieden um es richtig krachen zu lassen, mich evtl. sogar für Hawaii zu qualifizieren. Irgendwie kamen wir aber nie so richtig zusammen und ich trainierte erstmal ruhig vor mich hin. Ist ja auch das Beste was man im Herbst und Winter machen kann. Die ersten Monate vergingen ohne das wir einen Trainingsplan erstellten. Jeannette und meine Kinder schenkten mir zu Weihnachten eine Reise nach Lanzarote. Triathloncamp bei Ocean and Sports. Also flog ich im Februar für 14 Tage dort hin, um meine Grundlagen noch mehr auszubauen. Das Trainingsprogramm war Klasse. Ein wirklich tolles Team, eine einzigartige Insel mit vielen Bergen und noch mehr Wind. Ich lernte viele interessante Athleten kennen, hatte sehr viel Spaß und am Ende über 700km auf dem Radcomputer. Mit großer Motivation kam ich wieder und startete eine Woche später beim SISU Winterduathlon im Grunewald. Hier wollte ich das erste Mal zeigen wie viel in mir steckt. doch nach einem Kettenriss am ersten "Berg" war das Rennen für mich auch schon beendet und ich viel in ein tiefes, tiefes Loch.

Probleme mit dem rechten Knie bremsten mich zusätzlich aus. Manfred vertröstete mich weiterhin und ich hatte einfach keine Lust mehr, wollte eigentlich alles hinschmeißen, aber meine Familie und Freunde hielten mich aufrecht. Ich trainierte also mehr schlecht als recht, eben planlos. Immer nach dem Motto "jeder Kilometer zählt". Die Qualifikation für Hawaii hatte ich schon längst abgeschrieben. Mitte Mai dann das kleine Trainingslager mit den Bernauer Lauffreunden im Bundesleistungszentrum in Kienbaum. Ich hatte das Gefühl es geht wieder Bergauf. Ich hatte sogar wieder Spaß am Training. Die gute Gesellschaft und die aufbauenden Gespräche mit den Vereinskollegen taten sehr gut. Dann das Schlüsselereignis! Bei Facebook las ich einen Beitrag von Clau Di, einer tollen Athletin, die ich auf Lanzarote kennen lernte. Sie hatte sich nur wenige Wochen vor ihrem Ironman in Frankfurt von ihrem Trainer getrennt und einen komplett neuen Weg eingeschlagen. Mutig!!! Ein langes Telefonat mit ihr brachte auch mir dann die Erleuchtung. Nur wenige Tage später telefonierte ich erst mit Manfred, um ihm zu sagen das er sich erstmal nur um sich kümmern soll und ich mein Ding weiter ohne ihn durchziehe, dann mit Felix Lorz, Ironman Hawaii Finsher und Triathlontrainer aus Frankfurt/Main. Auch ihn kannte ich vom Trainingslager auf Lanza. Nach einem kurzen Gespräch waren wir uns einig, das wir beide die Herausforderung annehmen würden. Ironman-Vorbereitung in 10 Wochen!!! Ein hartes Stück Arbeit lag vor uns. Da war es wieder, dieses Brennen, dieses Feuer, daß ich so lange vermisst hatte. Der Ehrgeiz war zurück. Ich war zurück. Erstmal zum Orthopäden und das Knie behandeln lassen. Spritzen und Physio halfen prima. Der Trainingsplan kam schnell per Dropbox und ich legte los. Ich konnte den Plan gut umsetzen, machte Fortschritte, hatte Spaß beim Trainieren. Alles lief perfekt um gesund und in einer respektablen Zeit über die Ziellinie zu kommen.

Am 26. Juni auf dem Weg zur Physiotherapie dann der Sturz mit dem Motorrad. Rechte Schulter ausgekugelt! Alles vorbei! Das war es jetzt also. Noch 7 Wochen bis zum Start. Die Ärzte erzählten was von 6 Wochen ruhigstellen, Wettkampf absagen, operieren. Ich hörte nicht mehr hin. Ich wollte nicht aufgeben. Jetzt nicht mehr. Nach 2 Tagen warf ich die Schulterorthese zur Ruhigstellung in die Ecke und fing an zu Bewegen. Physiotherapie weg vom Knie, ran an die Schulter. Ein riesengroßes Dankeschön an meine liebe Freundin und Physiotherapeutin. Du hast wider jedes medizinischen Standards alles versucht und damit das Unmögliche möglich gemacht. Nach einer Woche nahm ich das Rad- und Lauftraining wieder auf. 3 Wochen nach dem Sturz war ich das erste Mal wieder im Wasser. Ein Start war immer noch weit weg aber nicht mehr unmöglich. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir stellten den Kraulstil um. Tapen brachte die erforderliche Beruhigung und Stabilität. Nun sitzte ich hier am Rechner. Um mich herum die ganzen zusammen gepackten Sachen. Am Montag mache ich mich also mit Jeannette auf nach Schweden. Ob es funktioniert weiß ich noch nicht genau. Ich steige einfach ins Wasser und schwimme los. Wenn es gar nicht geht, steige ich einfach aus. Wenn ich vor der Cutoff-Zeit von 2:20h aus dem Wasser bin, kann ich es schaffen. Radfahren und Laufen geht ja ganz gut. Jeglicher Druck nach Quali und Zielzeit existiert nicht. Ich möchte einfach nur ankommen. Einfach genießen. Mir einen kleinen Teil meines Traumes erfüllen. Diesen legendären Satz: "you are an ironman" abholen.

Vielen Dank an meine Familie, das ihr mich in allen Phasen ertragen habt und mich immer wieder motiviert, nicht aufzugeben. Danke an Manfred für die Einsicht und die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren, Danke an Daniel Kezele, Stefan Opitz und Mario JoJo von Triathlonschule.de für die Erfahrungen die ich auf Lanzarote sammeln durfte. Danke an Gary Wegner und Dirk Siefert, die in Kienbaum meinen Kampfgeist geweckt haben. Einen großen Dank an Sirko Schladitz für die kurzfristige und gewagte Entscheidung bei den 50km Run&Bike Neuzelle zu starten. Du hast mir gezeigt das ich immer noch beißen kann. Danke Clau Di für die Gespräche, die mir die Augen geöffnet haben. Zuletzt noch einen ganz großen Dank an Felix Lorz. Du hast ohne lange nach zudenken die Herausforderung angenommen und einen super Plan auf die Beine gestellt.

Jetzt liegt es nur noch an mir, das Beste aus der Sache zu machen.

Drückt mir die Daumen.

 

Auf zum ersten Versuch !!

17.08.2014

Hallo ihr Lieben,
es ist amtlich. Heute habe ich mich angemeldet.
Ab jetzt habe ich ein Jahr Zeit, um dem Traum ein Stück näher zu kommen.

Live Tracking Beta-Phase ist online

08.08.2014

Morgen ist die Sprintdistanz beim Werbellinsee-Triathlon. Das Live Tracking geht in die Beta-Phase und wird getestet. Wer also Lust oder Langeweile hat, kann mich morgen ab 17:30 Uhr in Echtzeit verfolgen. Aber aufgepasst: Beim Schwimmen funktioniert es nicht. Erst wenn ich auf's Rad steige ist was zu sehen. Es wäre schön wenn ihr mir hinterher ein Feedback geben könntet wie es funktioniert hat und was man verbessern könnte.

Danke

09.08.2014

Leider hat es nicht so funktioniert wie erhofft. Wir überlegen uns was und arbeiten weiter daran.

 

Ich bin Zurück !

11. April 2014

Eine Woche nach der Katheterablation in der Charité war ich heute zum ersten Mal seit 3 Monaten wieder Laufen. Es fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag. Ich merke das mir nach fast 8 Monaten ohne regelmäßiges Training die Kondition fehlt, aber ich kann wieder laufen ohne das Gefühl zu haben gleich umzufallen.
Es geht wieder bergauf !!!!

 

Charité

4. April 2014

Der Eingriff am Herzen ist gut verlaufen. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob es wieder ohne Probleme funktioniert. Die Ärzte sind zuversichtlich, also bin ich es auch.

Die Herausforderung Langdistanz: "Das erste Mal ist immer etwas Besonderes!"

Lange musstet ihr auf diesen Bericht warten.
Das tut mir sehr leid, aber es ist sehr schwierig sich zu motivieren und die richtigen Worte zu finden, wenn die Luft raus und die Zukunft ungewiss ist. Derzeit liege ich in der Charité, auf der Kardiologie. Hier entscheidet es sich ob ich meinem Traum weiterhin nach jagen kann. Ich habe die Zeit und die Muße über das Vergangene nachzudenken. Die Erinnerungen sind so, als wäre es gestern gewesen. Endlich habe ich die vielen Emotionen und Kleinigkeiten, die das Ganze zu etwas Besonderen gemacht haben, geordnet und nieder geschrieben.
Aber lest selbst.

 

Samstag, 3. August 2013

12:00 Uhr - zuhause
Ich stehe in unserem Wohnzimmer und packe meine Sache zusammen. Immer wieder gehe ich das Rennen im Kopf durch. Nichts will ich dem Zufall überlassen. Zu wichtig ist dieser Tag für mich. In diesem Moment wird mir klar: ob Langdistanz oder Olymisch, der Aufwand ist der Gleiche, nur irgendwie intensiver. In zwei Stunden kommt Manfred (Freund/Trainer/Coach u.v.m.) mich abholen und die Aufregung steigt um ein Vielfaches. Ab jetzt wird die ganze Sache zum Selbstläufer und ich bin Passagier und Chauffeur zur gleichen Zeit. Wieder diese Zweifel, wie beim Spreewald Triathlon. Seitdem sind 7 Wochen vergangen, in denen ich das Training noch mal forciert habe. Unzählige Schwimm-, Lauf- und Radeinheiten, incl. der zwei langen Radtouren auf der Wettkampfstrecke über 160 und 172km, dem Sundschwimmen in Stralsund und dem völlig verkorksten Schwimmen beim Leipziger LVB Triathlon, liegen hinter mir. Letztendlich bin ich in der Wettkampfvorbereitung 56km geschwommen, 1316km Rad gefahren und 624km gelaufen. Das ist fast 3 mal so viel wie im Jahr 2012. Die unter euch, die sich mit Triathlon auskennen werden sagen - ganz schön wenig als Vorbereitung für eine Langdistanz. "Für ein Finish wird es reichen, die Zeit ist egal", sagte Manfred noch vor ein paar Tagen. Er weiß noch nichts von meinem innerlichen Plan. Ich habe ihn noch nicht eingeweiht. Plötzlich schrecke ich aus meinen Gedanken hoch. Noch eine Viertelstunde bis es los geht. Ich trage alles runter, sitze am Bordstein und warte.

14:10 Uhr - Bordsteinkante
Manfed kommt nicht. Panik!!! Anruf: "Wo bleibst du?" M.: "Sind wir nicht erst um 3 Uhr verabredet?" Ich: "Ähhh, NEIN!" M.: "Doch! Aber dann komm ich eben gleich rüber." Na das fängt ja gut an. Fünf Minuten später steht er vor der Tür und wir laden zusammen alles in den VW-Bus. Die Fahrt verläuft ruhig. Manfred grinst die ganze Zeit. Ich: "Sieht man mir die Aufregung den so doll an?" M: "Nööö, ich freu mich bloß." Lügner!

15:30 Uhr - Wettkampfort
Erstmal Alles begutachten und die Startunterlagen abholen. Seit 16 Uhr läuft der Swim+Run und mit Erstaunen erkenne ich im Starterfeld Katrin Antonenko, eine Sportkollegin von den "Karower Dachsen", die ich schon bei diversen Laufwettbewerben getroffen habe. Kurzer Gruß und lautes Anfeuern. Diese Begegnung sollte sich noch als überaus wichtig heraus stellen. Nach ihrem Wettkampf (Glückwunsch zur tollen Zeit) versprach sie mir morgen an der Stecke zu stehen und mich zu unterstützen. Einchecken im Hotel direkt neben der Wechselzone. Doch eine gute Idee von Manfred. Das einzige Problem - Unfähigkeit des Hotels für die Starter der LD ein sehr frühes Frühstück zu organisieren. Stattdessen ein Lunchpaket mit Sachen die vor einem Wettkampf ein No-Go sind. "Haben die denn von Triathlon überhaupt keine Ahnung!" Zwei labrige Sandwiches (ok das geht noch), aber ein Tetrapack mit Orangensaft oder gar einen Pfirsich. Ich bitte euch. Wie ein bockiges Kind stehe ich da. "Ich esse das nicht! Wenn ich kein ordentliches Frühstück bekomme, dann starte ich eben nicht!" Manfred zerrt mich beiseite: "Hör auf zu flennen! Punkt 5 Uhr klopfe ich an deine Zimmertür und bringe dir dein Frühstück." Na es geht doch!

17:00 Uhr - Wiese an der Wechselzone
Wettkampfbesprechung. Von der ich nicht mehr viel mitbekomme, außer dem Typen der neben uns steht und ständig lauthals furzt. Na Klasse, Afterburner, Hauptsache gesund!!! Ich entschließe mich die Wechselzone erst am nächsten Morgen einzurichten. Wasabi über Nacht nicht in meiner Nähe? Auch wenn die Wechselzone bewacht ist - ausgeschlossen.

19:00 Uhr - Hotel
Pastaparty - die auch alles Andere als berauschend ist. Ich schaufel mir sinnlos klebrige Nudeln rein. "Schon mal was besseres gegessen" denke ich. Aber egal. Hauptsache Energie die morgen zur Verfügung steht. Irgendwann verabschiedet sich Manfred: "Bis gleich". Ich ziehe mich auch ins Hotelzimmer zurück. Lege mir meine Sachen zurecht, kontrolliere zum x-ten Mal Wasabi, gehe alles noch und noch und noch mal im Kopf durch. Bloß keinen Fehler machen, der das vorzeitige Aus bedeuten könnte. Irgendwann lege ich mich ins Bett und höre Musik die ich mir extra zusammen gestellt habe. Von Müdigkeit keine Spur. Zum Glück haben mich Sybille und Dieter auf diesen Moment vorbereitet. "Wundere dich nicht, wenn du nicht schlafen kannst. Das ist ganz normal und wenn du gar nicht schläfst - auch nicht schlimm." haben sie gesagt. Wie beruhigend. Wieder springe ich auf. Geh alles noch einmal durch. "Irgendwas muss ich doch vergessen haben." Aber es ist alles in Ordung und an seinem Platz. Kurz vor 2 Uhr komme ich dann so langsam zur Ruhe. Ich glaube ich bin sogar eingeschlafen.

 

Sonntag, 4. August 2013

4:30 Uhr - Bett
Der Wecker klingelt. Endlich! Seit einer Ewigkeit liege ich da und warte auf diesen Moment. Der festgelegte Plan beginnt. So muss man sich einen gut geplanten Banküberfall vorstellen. Ich bin die Olsenbande. Ich habe einen Plan. Jetzt bloß nicht den Kjeld raushängen lassen. Ab ins Bad und dann rein in den Einteiler. Ein weiteres Mal gehe ich alles nochmal durch, fülle meine Radflaschen, sortiere die Gels neu, prüfe den Luftdruck und und und ............es klopft.

5:00 Uhr - Hotelzimmertür
Da steht Manfred. Er ist echt pünktlich. M: "Hab ich doch gesagt." Im Gepäck eine Kiste mit Geschirr, Besteck, Wasserkocher, Kaffee, frisch aufgebackenen Brötchen und Nutella. Das nenn ich mal ein Frühstück. Es kracht. Lautes Plätschern auf dem Balkon. M: "Falls es dich interessiert, es zieht gerade ein Gewitter durch. Gut das du die Wechselzone noch nicht eingerichtet hast. Über den Tag soll es dann schön heiß werden und jetzt iss." "Höre auf dein Bauchgefühl" denke ich -  immer wieder gut. Schweigend verdrücke ich auf dem Balkon das beste Frühstück ever und schaue dem Regen zu.

6:00 Uhr - vor dem Hotel
Ich bin dabei im Wechselbereich meine Sachen auszubreiten. Das Erste das ich hier erfahre heißt - Neoverbot!! Trotz der kühlen Nacht und des morgentlichen Regens liegt die Wassertemperatur bei 22,8°C. Die letzten Tage waren verdammt heiß. "Dann schwimm ich eben ohne Neo. Wird schon irgendwie gehen." Die Luft ist angenehm frisch und kühl. Vielleicht wird es ja heute nicht so warm. Das würde meinem Plan entgegen kommen. Die letzte Stunde vergeht wie im Flug. Ich stehe am Ufer des Müggelsee's und mache mein Aufwärmprogramm. Plötzlich neben mir ein Fotograf. Gustav, der Onkel meiner Frau, mit Presseausweis um den Hals. Er grinst mich an und schießt die ersten Bilder. Prima! Er hat es also doch noch wie versprochen bis zum Start geschafft. Ab jetzt schalte ich auf Durchzug. Die letzten Instruktionen von Manfred höre ich nur noch ganz weit weg. "Bleib ruhig, schwimm deinen Rhytmus, überzieh nicht auf den ersten Radkilometern, ........blablabla." Wenn du wüsstest. Mein innerlicher Plan steht fest: ca. 1h20min Schwimmen, 5h40min Rad und knapp unter 4h Laufen. Macht summa summarum ne Sup 11. Nix hier mit nur ankommen. Ich steige ins Wasser. Kurzer Smalltalk mit anderen Athleten über die Schwimmrunde und die Bojen. Die Sonne steht am Horizont, leicht verdeckt von den letzten Regenwolken. Keine Wellen. Nur ein leichter Wind, der die Wasseroberfläche kräuselt. Was für ein wundervoller Tag. Ich liebe es. "Steffen, du bist der Champ!" Da ist sie wieder. Meine innere Stimme. Ich: "Hallo! Schön dich hier zu treffen und was ich dir noch sagen wollte - halt's Maul, sonst gibt's auf die Zwölf."

7:03 Uhr - im See
3....2....1....LOS !!!!!!
Der Start. Ich habe mich wie immer im Mittelfeld eingeordnet. Alles läuft ein Bisschen verhaltener ab als bei den kürzeren Distanzen. Ich fange an zu kraulen. "Mach es so wie wir es trainiert haben." Die ersten 200 Meter läuft alles nach Plan. Es fühlt sich nicht perfekt an, aber die zwei Runden sind ja auch noch lang. "Finde einfach in deinen Rhythmus. Der Rest kommt von allein." Ohrwurm! Culture Candela "Von Allein". Plötzlich werde ich überholt. Panik steigt in mir auf. Déjà-vu! Leipzig! Die Stimme: "Du bist zu langsam! So schaffst du deine angepeilte Zeit nie! Manfred hatte Rehecht. Deine Traumzeit ist für'n Aharsch. Nä nä nä nä nääähhä!" Verdammt. Die nächsten zwei Schwimmer ziehen vorbei. Wenn ich jetzt nicht reagiere steige ich als Letzter aus dem Wasser. Ich versuche das Tempo zu forcieren. Es geht nicht. Der Rythmus ist hin. Plan B greift ins System ein. Ich fange an Brust zu schwimmen. Bleibe dran. Werde schneller. Wenn ich eins richtig gut kann, dann ist es Brustschwimmen. Kurzer Gedanke ans Radfahren. "Ach, Scheiß drauf!" Beim Spreewald Triathlon hat es auch funktioniert. Ich überhole. Fange Einen nach dem Anderen ein. Überschwimme mehrere kleine Gruppen. Am Ende der ersten Runde habe ich meine Position gefunden. Beim Ausstieg an der blöden Holztreppe stoße ich mir das Schienbein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht laufe ich den Anleger entlang zur zweiten Runde. Keiner im Blickfeld den ich kenne. Rein ins kühle Nass. Brustschwimmen? Klar! Ich halte meine Platzierung und blende alles um mich herum aus. Im Nu bin ich am Ausstieg. Lasse mich diesmal von den Helfern aus dem Wasser ziehen. Beim Lauf über den Anleger erspähe ich Manfred. Seinen Blick kann ich nicht so recht einordnen. Wir klatschen ab. Das Einzige was er mir noch zuruft klingt wie: "du alter Dickkopf." Das müsste er mittlerweile nun schon wissen. Bei 1:24:06h piepst die Zeitnahme. Noch ist alles drin.

8:29 Uhr - Wechselzone
Der Wechsel läuft voll automatisch ab. Alles ist an seinem Platz. Die Reihenfolge genauestens programmiert. Oft haben wir das in letzter Zeit geübt und den Einstieg in die engen Kompressionsstrümpfe umgestellt. Kein Fluchen und Meckern. Irgendwie gespennstisch. Ich schnappe mir Wasabi und laufe zum Ausgang. Am Zaun sehe ich Manfred's zufriedenen Blick. Er hat immer noch keine Ahnung.

9:25 Uhr - Spreenhagen
Die ersten 27 Kilometer zur eigentlichen Radrunde laufen prima. Ich kenne die Strecke schon vom Training, was ein riesen Vorteil ist. Der Asphalt ist noch nass und Wasser spritzt mir ins Gesicht. "Halte dich zurück. Erstmal ein bisschen ruhiger. Es ist rutschig. Mach Druck wenn du auf dem Rundkurs bist und halte dich an dein Verpflegungskonzept." sagt die innere Stimme. Das erste Brauchbare was sie heute von sich gibt. Kurzer Blick aufs Tacho - 32er Schnitt. Ruhig sieht anders aus, aber die Beine melden Betriebstemperatur und vom Brustschwimmen keine Spur. Weiter, weiter! Bis zum Horizont, anschlagen und zurück.
Gleich links abbiegen und dann 6 Runden á 20 km. Am Anfang jeder Runde einen Riegel und über die Runde verteilt eine Flasche Iso oder Wasser. Weiterhin 32 km/h im Durchschnitt. Der Plan scheint einfach. Der Magen gibt ein positives Feedback. Die Muskulatur auch. Ich passiere die Verpflegungsstation. Wie gut das wir auch das greifen von Flaschen geübt haben. Kurz dahinter gähnende Leere. Hier habe ich mich mit meiner Familie verabredet. Bestimmt in der nächsten Runde. Die Sonne steigt unaufhörlich höher und lässt mich spüren was sie heute noch vor hat - Hitzeschlacht. Ein einsames Rennen beginnt. Weit und Breit ist niemand zusehen. In Aeroposition gleichmäßig pedalierend versinke ich in Gedanken. Der Anstieg in Kolpin ist noch kein Problem und die anschließende Abfahrt treibt mir Pickel auf die Unterarme. Kurze Zeit später passiere ich den Verpflegungspunkt erneut. Konzentration - leere Flasche in den Kinderpool werfen, volle Flasche greifen. Plötzlich laute Rufe. Unser Auto am Straßenrand. Meine Familie die aus den Klappstühlen springt. Jette und Manfred klatschen, Fine und Kerstin (Cousine von Jette) grölen laut. Kerstin reißt ein Schild hoch: "Hawaii is calling!" hat sie mit Edding geschrieben. Gänsehaut überkommt mich in Schauern. Bestimmt nicht das letzte Mal heute. Ich winke lächelnd. Danach die Ernüchterung. Einsame 20km ohne einen einzigen Zuschauer oder Artgenossen.

ca. 10:50 Uhr - Verpflegungpunkt
"Zwei Runden hast du schon! Es läuft wie am Schnürchen." Plötzlich wird es voll auf der Straße. Die Athleten der Mitteldistanz stoßen dazu. Die nächsten zwei Runden werden sie mich jetzt begleiten und das Ganze abwechslungsreicher machen. Ich verschaffe mir ein bisschen Platz und nehme erneut eine Flasche auf. Wieder großer Jubel hinter der Verpflegung. Ich pfeife mir in Aeroposition einen Riegel rein und drücke auf die Pedalen. Der Schweiß tropft mir vom Kinn. Es ist bewölkt, aber die Hitze ist unbarmherzig. Ein ständiges Überholen und überholt Werden entsteht. Wobei zu meiner Freude und Verwunderung das Überholen überwiegt (toller Satz). Der prüfende Blick zum Tacho zeigt - 34er Schnitt. Uuuups. "Du überziehst!" meldet sich seit Langem die Stimme zurück. Ich bin gehorsam und drossel die Geschwindigkeit. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ja, Wasabi und ich fliegen. Am Ende der dritten Runde reißt mich ein Moment des Schreckens aus der Monotonie. Ich bin auf der Anfahrt zur Verpflegung. Vor mir ein Teilnehmer der Mitteldistanz. Die innere Stimme ruft in lautem Befehlston: "Lass Abstand! Sonst bekommst du wohl möglich keine Flasche zu greifen und was das bedeutet brauch ich dir nicht sagen!" "Jawohl!", antworte ich und lasse rollen. "Liege ja eh gut in der Zeit." Beim Rechtsabbiegen trennen uns ca. 15 Meter. Ich sehe wie er die Hand raus streckt um zu zufassen. Im Augenblick des Greifens verreißt er den Lenker und steigt über Selbigen ab. Alles läuft in Zeitlupe. In Null Komma nix bin ich aus den Pedalen raus, sehe das Rad des Anderen fliegen und versuche noch auszuweichen. Keine Chance! Mit lautem Poltern fahre ich über sein Scheibenrad und verfehle den am Boden Liegenden nur um Zentimeter. Ich komme zum Stehen. Blick auf Wasabi - keinen Platten! Kurze Frage der Streckenposten: "Alles i.O.?" Nickend greife ich mir eine Flasche, steige auf und nehme wieder Fahrt auf. Weder die Familie noch Gustav bekommen etwas davon mit. Manfred wundert sich nur warum ich so langsam an ihnen vorbei rolle. "Gib Gas!" ruft er mir hinterher. Der Schock sitzt mir noch in den Gliedern und ich brauche einen Augenblick um mich zu fangen. Das hätte auch anders enden können. Schnell wische ich die Gedanken beiseite und konzentriere mich wieder auf das Rennen. Es kommt Wind auf, der die Hitze erträglicher macht. Wieder versinke ich in meinen Gedanken.

11:26 Uhr - Kolpin
Dicht vor mir ein Athlet der auch auf der LD unterwegs ist. Ich überlege: "Überholen?" Neben mir taucht ein VW-Bus auf und bleibt auf gleicher Höhe. Der erste Gedanke: "Kampfrichter!" Beim zweiten Hinsehen erkenne ich den Bus vom Gesundheitszentrum Prenzlauer Berg. Am Steuer sitzt Manfred und Gustav lehnt sich weit aus dem Beifahrerfenster. Die Kamera fest in der Hand. "Das werden bestimmt tolle Bilder. Lass dir nichts anmerken und mach ein cooles Gesicht." Sie geben Gas und verschwinden in der Ferne. An der Abfahrt nach Storkow setzte ich zum Überholen an. Weit unten sehe ich Gustav am Straßenrand stehen, die Kamera wieder im Anschlag. Ich mache mich ganz klein und ducke mich hinter den Lenker. Im Vorbeirauschen spüre ich den verwirrten Blick des Gegners. Neuer Geschwindigkeitsrekord - 68km/h!!! Der Rest der Runde ist schnell vorbei. Nur noch zwei Runden. Der Wind wird stärker und bläst mir zwischen Storkow und Spreenhagen frontal entgegen. Müdigkeit macht sich breit und schlagartig geht die Durchschnittsgeschwindigkeit runter. Ab jetzt heißt es beißen! Ein letztes Mal vorbei an der Verpflegung und der Familie. Wir sehen uns an der Laufstrecke. Von der letzten Runde fehlt mir die Erinnerung. Ich weiß nur noch das es weh getan hat. Auf der Rückfahrt Richtung Wechselzone nehme ich absichtlich das Tempo raus. Ich kann auch nicht mehr. Zirka zwei Kilometer vor der Wechselzone die erste klatschende Person am Straßenrand. Im näher Kommen beschleicht mich das Gefühle sie zu kennen. Und wirklich! Mein Onkel Jürgen steht einsam und verlassen da und feuert mich an. Mit Allem habe ich gerechnet, nur nicht damit. Die Energie kehrt zurück und ich freue mich Wasabi abstellen zu dürfen.

13:54 Uhr - Zufahrt zur Wechselzone
Ich habe es geschafft! 180km liegen hinter mir! "Jetzt musst du nur noch laufen." sagt die Stimme. Ich ziehe die Schuhe aus, lasse die letzten 100 Meter rollen und da sind sie alle. Jette, Fine, meine Eltern, mein Bruder Matthias, Manfred, Gustav und wie versprochen Katrin Antonenko. Tränen schießen mir in die Augen und die Haare stellen sich auf. Stimme: "Sie sind hier um dich anzufeuern und dein Finish zu sehen. ALSO ENTTÄUSCH SIE NICHT!!!" Ich kann nichts erwidern, mir fehlen die Worte. Ich springe vom Rad und laufe durch die Wechselzone. "Vorsicht! Bin barfuss!" rufe ich belustigt. Die Athleten der MD springen grinsend und klatschend beiseite. Der Wechsel geht schnell und ich laufe los. Plötzlich am Rand die Farben der Bernauer Lauffreunde. Sofort ist mir das ins Auge gefallen. Da stehen doch wirklich Katrin und Dirk. Ich bin platt. Am Liebsten würde ich stehen bleiben um sie zu begrüßen und mich zu bedanken. Stattdessen laufe ich lächelnd vorbei und werde abgeklatscht. Ich komme an der Zeitnahme vorbei und die Uhr registriert 5:33:51h. Finishline ich komme! Mein Plan ist wirklich zu schaffen. Einfach nur ganz kapp unter 4 Stunden bleiben. Sind doch bloß 6 Runden á 7km.

14:33 Uhr - 2. Runde Laufstrecke
Mittlerweile haben sich die Wolken verzogen und die Sonne zeigt ihre volle, sommerliche Kraft. Zum Glück liegt der größte Teil der Laufstrecke im Schatten des Waldes. Die erste Runde liegt nach 39min16s bereits hinter mir und ich merke das ich sie zu schnell angegangen bin. Jeder Versorgungspunkt wird in Anspruch genommen. "Bleib bei Cola, Bananen und Salzstangen" hat Sybille mir geraten. Eine gute Wahl. Zum Glück werden auch reichlich Schwämme zur Kühlung gereicht, die ich mir in den offenen Einteiler stopfe. Die Familie und Freunde haben sich in der Nähe der Wechselzone gut verteilt, um mich bei Laune zu halten. Auf der zweiten Runde treffe ich zwischen Rübezahl und Hotel eine große Gruppe, die Alles anfeuern was nicht bei drei hinterm Baum verschwunden ist. Zu meiner großen Freude sind es Jens "Körnl" K., Vocki (der Produzent dieser Seite) und Janin nebst Kinder, sowie Lene und Martin mit seiner Mutter, die meiner Bitte gefolgt sind und sich hier niedergelassen haben. Wie wichtig das ist merke ich von Meter zu Meter. Kurz vor dem Wendepunkt Rübezahl läuft mir plötzlich André Pohlmann mit Freundin Anne über den Weg. Aus der fernen Uckermark haben sie sich aufgemacht um mich zu sehen. Ich könnte heulen, wenn ich nicht so fertig wäre. "Sieht doch noch ganz rund aus!" ruft er mir hinterher. Ich reiße mich zusammen. Langsam werden die Beine schwer, die Schmerzen unerträglich und der Wille immer kleiner. Jedes Mal wenn ich da vorbei komme wo meine Leute stehen raffe ich mich auf. Bei Jette halte ich zum ersten Mal. Sie ruft: " Weiter! Nicht aufgeben! Du schaffst das!" Fine lauft ein kleines Stück mit. Am Schwersten fällt mir der östliche Bereich der Laufstrecke, wo gar keine Zuschauer mehr sind. Hier platziert sich Katrin Antonenko mit ihrem Fahrrad an verschiedenen Punkten, um mich zu pushen. Sonst hätte ich schon längst mal wieder eine Gehpause eingelegt.

16:01 Uhr - 4. Runde Laufstrecke
Soeben überlaufe ich die Halbmarathonmarke in 2:01:16h. Nur noch 3 Runden. Ich merke das es knapp wird. Die innere Stimme meldet sich wieder zu Wort: "Du musst eine Schippe drauflegen, sonst schaffst du es nicht!" Ich: "Ja, ich weiß. Ich mach ja schon. Aber wenn ich jetzt überziehe komm ich vielleicht gar nicht an." Stimme: "Barfuß oder Lackschuh? Alles oder nichts?" Ich versuche die Schmerzen zu ignorieren und forciere noch mal. Hinten im Wald, wo es keiner sieht, passiert es dann. Das wovor ich mich schon immer gefürchtet habe. Verletzung im Rennen - Der Supergau. Ein Moment der Unachtsamkeit genügt. Auf einem Stück des Waldweges, wo Steine leicht aus dem Boden ragen, bleibe ich mit der Schuhspitze hängen, komme ins Straucheln und latsch mir voll in die Wade. Dabei verdrehe ich mir ganz blöd das rechte Knie. Es knirscht und ein stechender Schmerz zieht mir durch's Bein. Ich schreie das F-Wort und komme zum Stehen. Mit Tränen in den Augen gehe ich weiter. Die Stimme: "Das war's. Setz dich an den Rand. Das Rennen ist vorbei." Ich gehe weiter: "Bist du blöd? Ich gebe jetzt nicht auf! Alle sind gekommen um meinen Zieleinlauf zu sehen und ich will ihn auch sehen." Stimme: "Dann hör auf zu heulen und lauf weiter!" Ich versuche wieder zu laufen. Stechender Schmerz. Stimme: "Na? Doch besser aufgeben?" Ich antworte nicht und gehe langsam humpelnd weiter. Stimme: "Looser! Looser!" Ich bleibe stehen: "Ok mein Freundchen! Die Traumzeit ist vielleicht futsch, aber ich komme ins Ziel! Egal wie!" Keine Antwort. Katrin A. taucht auf. Ich erzähl ihr was passiert ist. Sie macht mir Mut, sagt ich soll erstmal langsam weiter gehen. Zwischen durch laufe ich wieder kleine Strecken, aber es tut höllisch weh. Die ersten Zuschauer tauchen wieder auf. Bis zum Zielbereich ist es nicht mehr weit. Jetzt keine Blöße zeigen. Alle zählen auf dich. Ich fange wieder an zu laufen. Mit zusammen gebissenen Zähnen laufe ich am Zielbereich vorüber. Ich gucke ganz böse vor lauter Schmerzen. Im Wald bei Jens verstummt die Gruppe als ich vorbei komme. Egal! Sie werden mir verzeihen, wenn ich es ihnen hinterher erzähle. Die 5. Runde ist ein steter Wechsel zwischen Gehen und Laufen. Manfred will mir mit einer Schere den Kompressionsstrumpf zerschneiden, um daraus mit den Schwämmen eine Kühlung für das Knie zu basteln. Ich winke ab. Wenn das einer mit bekommt werde ich disqualifiziert. "Ich schaffe das schon." Ist ja nur noch eine Runde - und der Rest von Dieser.

ca 17:20 - letzte Runde
Nur noch 7km. Der Himmel hat sich in zwischen zu gezogen und es gewittert wieder. Regentropfen fallen leise durch die Blätter. Der Schmerz lässt langsam nach, weil die Endorphine die Oberhand gewinnen. Ich kann nicht schnell laufen, aber ich laufe wieder. Katrin A. unterstützt mich im östlichen Wald. Fährt mit dem Rad immer in einigem Abstand und feuert mich an. "Nicht aufgeben!" Auch alle Anderen an der Strecke bündeln noch mal alle Energien um mich mit ihren Rufen nachhause zu tragen. Auch für euch war es ein langer, anstrengender Tag. Danke dafür. Katrin dreht ab, denn die letzten 2km bis zum Ziel will ich nur noch alleine sein.

18:14 - Zieleinlauf
Die Tränen übermannen mich. Diesmal vor Freude. Nicht vor Schmerz. Der ist fast verflogen und ich bin wieder auf einer 5:45 pro Kilometer. Jetzt kann mich nichts mehr stoppen. Das Ziel ist in greifbarer Nähe. Die letzte Abbiegung. Ich sehe den Zielbereich. Höre den Jubel. Alle haben sich an der Zielgasse versammelt. Vergessen sind die ganzen Strapazen, die Schmerzen und die Zweifel. Ich bin ein Langdistanzfinisher. Noch nicht. Aber gleich!!! Ich recke die gestreckten Zeigefinger in den Himmel und schreie. Geschafft! Es ist vollbracht! Vielleicht nicht in der Zeit die ich mir gewünscht habe, aber für die Erste doch respektabel. Ich werde mit Glückwünschen überschüttet. 11 Stunden, 11 Minuten und 23 Sekunden stehen am Ende eines langen Tages auf der Uhr. Ich danke euch allen von ganzem Herzen, die ihr für mich da wart und diesen Tag zu etwas Einzigartigen, etwas ganz Besonderen gemacht habt.

 

kurzes Update

12. März 2014

Im Moment ist es schwierig zu trainieren. Mein Körper lässt mich seit einiger Zeit wieder Mal im Stich. Gehe einmal die Woche zum Schwimmtraining und fahre manchmal ein bisschen mit dem Mountainbike. Mehr ist nicht drin. Solange das nicht in Ordnung ist, werde ich nicht so viel machen. Anfang April ziehe ich wieder für ein paar Tage ins Krankenhaus ein um die Sache therapieren zu lassen. Drückt mir die Daumen.

 

Gereralprobe bestanden?! Oder wie ich sage: Schadensbegrenzung!

 

Für alle die nicht bei Facebook sind oder schon lange auf den Bericht vom Berlin Triathlon XL warten , hier als Vorgeschmack noch mal der ausführliche Rennbericht vom Spreewaldtriathlon am 15.06.2013.

Auf dem harten und beschwerlichen Weg zur Langdistanz stand die Mitteldistanz (2,2/84/20) im Spreewald, 
so zusagen als Formcheck, auf dem Programm.

Von zwei krankheitsbedingten Rückschlägen mal abgesehen hatte ich noch nie so viel trainiert wie im Frühjahr 2013. So fühlte ich mich ganz gut aufgestellt. Wie vor jedem Wettkampf war ich aber wieder extrem aufgeregt. Wird alles klappen? Komm ich mit der Verpflegung klar? Kann ich die Leistung auch wirklich punktgenau abrufen? Ich hatte mir innerlich ja schon eine Zeit zurecht gelegt. Kann ich meinen eigenen Erwartungen gerecht werden? Fragen über Fragen. 

So stand ich kurz vor 11 Uhr im Neo am Start und hätte mich am liebsten umgedreht und wäre gegangen. Nein, du ziehst das jetzt durch !!!

Startschuss. Es ging los. Rein ins Getümmel. Gute Position finden. Bis zur ersten Boje lief alles ganz gut. Dann zogen plötzlich alle Anderen kontinuierlich an mir vorbei. Ich fand irgendwie nicht in meinen Rhythmus, hatte Probleme beim Wasserfassen, keinen richtigen Zug in den Armen. Die Bleiente Achim Achilles kam an mir vorbei und schwamm davon. Was war los? Frustriert und zeitweise lustlos brachte ich die 3 Runden hinter mich und stieg als 146igster von 166 Startern mit 54:54 min aus dem Wasser.

Rein in die Wechselzone. Kopf ausschalten. Vergessen. Konzentrier dich !!! Aber das anfängliche Desaster nahm seinen Lauf. Ich kam vor lauter Frust nicht in meine Kompressionsstrümpfe, die ich mir so schön zurecht drapiert hatte. Laut fluchend händelte ich herum. Mein Trainer Manfred stand am Zaun und rief ständig irgendwas. Halt bloß das Maul, dachte ich. Nach einer halben Ewigkeit war ich endlich fertig. „Bestimmt noch mal 5 Minuten verloren.“,dachte ich und schnappte mir mit einer riesigen Portion Wut im Bauch „Wasabi“ (meine Zeitmaschine).

Auf den ersten paar Kilometern erstmal abchecken was los ist. Trinken. Brechreiz !! Was sagen die Beine? Es geht! Es geht gut! Es geht sehr gut! Yes. Ab jetzt Druck machen. Und so fing ich an das Feld von hinten aufzurollen. Einer nach dem Anderen musste dran glauben. Zack war die erste Runde auch schon vorbei. Im Vorbeifliegen an der Wechselzone sah ich kurz meinen Bruder Matthias, den hochgestreckten Daumen und das breit grinsende Gesicht von Manfred am Straßenrand. Die Stimme in mir sagte: „Schneller, du musst schneller.“ Ich forcierte das Tempo. Freude machte sich breit und ein Lächeln kam auf. Bei ca. Kilometer 60 stellte ich Skotty. Kurzer Smalltalk und weiter. Kurz vor Ende der zweiten Radrunde dann plötzlich die Erkenntnis: „Du hast bestimmt gnadenlos überzogen und wirst jetzt gleich beim Laufen die Rechnung dafür bezahlen. Egal. Quäl dich du Sau !“ Rad abgestellt, rein in die Laufschuhe, Helm ab, Wasser übern Kopf, Mütze auf, Schluck getrunken und ab die Post. Piiieps. Die Zeitnahme. 2Stunden 36 Minuten 57 Sekunden inkl. beider Wechsel. 22 Plätze gut gemacht.

Das Laufen ging wider erwartend sehr gut. Keine Krämpfe, keine Schmerzen. Ich fühlte mich frisch, als wäre noch nicht viel passiert heute. So machte ich mich daran wieder Plätze aufzuholen.
Nach den ersten 5km eine riesen Meute Bernauer Lauffreunde, die von Weitem schon meinen Namen brüllten und jubelten. Gänsehaut !!!! Vorbei an Matze und Manfred. Der völlig erbost: „Du bist viel zu schnell !“ „Ja, ja Manfred, mach den Kopf zu.“ Blick zur Uhr. Uuuups, 5km unter 25min. „Egal, weiter, macht gerade so'n Spaß.“ An den Verpflegungspunkten nahm ich immer fleißig Bananen und Cola auf. Danke Sybille für diesen Tip. Klappt super.

In der zweiten Laufrunde dann plötzlich wieder diese innerliche Stimme: „ HALT STOP !!“. Ich:“ wie jetzt, bist du bekloppt? Läuft doch alles supi.“ Die Stimme: „Alter, merkst du noch was? Seit mindestens 2h musst du aufs Klo. Wenn du jetzt nicht anhälst sorge ich dafür das du nicht ankommst.“ Ich:“ oh Mann! Na gut ich tu's.“ Kurzer Blick nach hinten. Keiner zu sehen. „Hier Stop.“ „Ooohhhhhh, schöööön !!!“ Ich wieder: „So reicht. Hallo !!! Haaalloooo!! Aufhören!!“ Schritte von hinten. Vier Läufer fliegen an mir vorbei. Einer: “ na Pause?“ „Ha ha“. Na endlich. Weiter, wieder Tempo aufnehmen. „Na toll 2 Minuten verloren. Geht aber leichter jetzt.“ Vielleicht hatte die Stimme ja recht. Im nu hatte ich die Vier wieder ein und zog davon. Kurz vor Ende der zweiten Runde überholte ich wieder Skotty. „Halte durch Skotty, du schaffst das.“ Im Zielbereich wieder großer Jubel beim Bernauer Fanblock. In der dritten Runde wurde es merklich schwerer. „Kopf ausschalten! Weiter!“ Das Bewusstsein setzt aus. Plötzlich wieder Jubel. Dritte Runde vorbei? Noch eine Runde und du bist im Ziel. Blick zur Uhr: „ Die 5h 10min die du dir vorgenommen hast wirst du nicht mehr schaffen. Aber egal.“ Vor mir taucht Tino Pompetzki auf. 3km vor dem Ziel zog ich an ihm vorbei. Platz 3 im vereinsinternen Duell. Dieter und René sind aber auch einfach zu schnell, oder besser gesagt: ich zu langsam. Das letze Mal am jubelnden Block vorbei. Danke dafür !!! Ihr wisst garn nicht wie gut das tut. Abbiegen auf die Zielgerade und mit einer Laufzeit von 1:42:43 nach 5h14min34s durch. Nochmal 21 Plätze aufgeholt.

Am Ende des Tages bin ich sehr zu frieden mit meiner Leistung. Ich kenne meine Stärken und Schwächen. Weiß woran ich noch arbeiten muss und worauf ich vertrauen kann. Die Langdistanz wird schwierig, sehr schwierig, aber ich kann es, …...ich werde es schaffen.

 

 

Ein neues Kapitel beginnt !!!

6. Dezember 2013

Nikolaustag. Für die meisten von euch ein schöner Tag, mit kleinen Geschenken im Stiefel und Vorfreude auf die besinnliche Weihnachtszeit. Für mich ein schwarzer Tag der Verzweiflung und Angst, denn vor nun mehr 12 Jahren erhielt ich an diesem Tag die Diagnose "Hodenkrebs".

Jedes Jahr aufs neue begehe ich diesen Tag sehr speziell. In den ersten paar Jahren rasierte ich mir den Schädel und erinnerte mich vor dem Spiegel an die schreckliche Zeit der Chemotherapie. Doch an jedem weiteren 6. Dezember wurde diese Reaktion weniger. In den letzten Jahren ließ ich die Haare so, verkroch mich aber innerlich. Machte allein Spaziergänge oder lange Trainingseinheiten. Noch immer mag ich diesen Tag nicht. Er hat mein Leben und das meiner Familie komplett auf den Kopf gestellt. Er gehört aber zu meinem Leben dazu, wie mein Geburtstag zum Beispiel. Auch in diesem Jahr will ich ihn speziell begehen, aber eben ganz anders als sonst. Denn, wenn man es so sieht, bin ich durch diesen Tag erst so richtig sportlich aktiv geworden. In mir gibt es einen (un)möglichen Traum.

Ich möchte ab heute den Weg dahin mit euch teilen. Berichten über meine Höhen und Tiefen, Ängste und Freuden. Weil ein Jahr nicht nur aus 6. Dezembern besteht, sondern aus 364 wundervollen anderen Tagen, die ich mit meiner Familie, mit meinen Freunden, mit euch und natürlich mit Triathlon erleben kann. Ein ganz, ganz großes Dankeschön an Alexander Vock für die stundenlange Arbeit an dieser Homepage und die rechtzeitige Fertigstellung.

Ich wünsche euch einen fleißigen Nikolaus und einen schönen 2. Advent.

P.S: und ja ihr bekommt noch im Dezember den längst überfälligen Bericht von der 1. Langdistanz. Versprochen !!!!